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Österliche Pfingstnovene

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Der Osterkreis des Kirchenjahres hat seine Wurzeln im hebräischen Pessach (Vorübergang) – dem Tag, an welchem der Auszug der Hebräer aus dem Sklavenhaus Ägyptens seinen Anfang nahm. Nach der mosaischen Satzung über die Feste und die Festzeiten soll Pass|cha zwar eine Woche lang gefeiert werden, danach jedoch sollen die Tage gezählt werden – das Wochenfest am fünfzigsten Tag gilt als Abschluss dieser Tageszählung (Omar). Die Anweisung, Tage zu zählen, hat nicht nur eine gesetzliche Bedeutung für die praktische Festlegung des Wochenfestes, da das Aufzählen der Tage ausdrücklich vorgeschrieben wurde, anders als bei den anderen Feiertagen, bei welchen lediglich der entsprechende Tag durch die Anzahl der Tage nach einem bestimmten Vorfest vorgegeben wird, wie z. B. am Tag der Versöhnungen (jom ha kippurim), welcher als der 10. Tag nach dem prophetischen Hornblasen (Rosch haschanah – Neujahrsfest zum Abschluss der Ernte) festgelegt worden ist. Hinter der passchalischen Tageszählung verbirgt sich offenbar ein Geheimnis der biblischen Zeiten.

Das Zeichenhafte der Zeit und des Glaubens gibt auch das Wort Jesu an – „Das Aussehen der Erde und des Himmels könnt ihr deuten. Warum könnt ihr dann die Zeichen dieser Zeit nicht deuten?“ (Lk. 12, 56) Dieses Wort rügt, dass man die Zeit anhand der Natur und der Kosmologie nützlich umsetzen kann, aber die Offenbarung Gottes im Zeitbegriff nicht nachzuempfinden imstande ist. Die Weisung zum Wochenfest führt vom Frühling in den Sommer hinein, von den Erstlingen der Gerste, bis hin zu den Erstlingen des Weizens. Beide fruchttragenden Getreidearten bilden nicht nur die Grundlage der leiblichen Ernährung sowohl im Nahen Osten als auch in unserer mediterranen Kultur. Sie sind ebenso gesamtbiblisch bedeutungsvoll mit geistlichem Inhalt versehen. Der Weizen in den Gleichnissen Jesu beispielsweise, bedeutet sowohl das Wort Gottes als auch die Gläubigen in ihrer Glaubensfrucht. Daher kann man von einer prophetischen Bedeutung sowohl bei der mosaischen Weisung als auch bei unsrer kirchlichen österlichen Jahreszeit sprechen.

Das Hochfest von Pfingsten ist folglich kein eigenständiger Feiertag. Als der 50. Tag nach der Auferstehung Christi stellt dieses Hochfest (mit seiner achttägigen Festfeier – der Oktave) den Abschluss des Osterkreises dar. Dahinter verbirgt sich das Geheimnis des Lebens in unserem christlichen Glauben – der Anbeginn der Neuschöpfung, wie es der Psalmist besingt: „Sendest du deinen Geist aus, so werden sie alle erschaffen und du erneuerst das Antlitz der Erde.
(Ps. 104, 30)

Die Gabe des neuen und ewigen Lebens wird den Erstlingsfrüchten gleich verstanden. So versteht man Jesum in seiner Auferstehung als den Erstling der Toten, ähnlich dem Webopfer der Gerste im Tempel. Dieser Sieg über den Tod, die Sünde und den Satan hat eine zeitliche Bedeutung – derselbe weckt die Hoffnung unseres Glaubens, das Geheimnis der leiblichen Erlösung in der Erneuerung des Erdantlitzes zu erwarten – mit anderen Worten: beharrlich die verheißene Wiederkunft unseres Erlösers zu erwarten. Wenn Jesus Christus in seiner Herrlichkeit und Macht erscheint, wird er jene, die sich auf seine Wiederkunft verlassen haben, leiblich erlösen, d. h. er wird die Glaubenshaushaltung zum Abschluss bringen. Die frühen Ausleger der Hl. Schrift, z. B. Ambrosius, sprechen vom neuen HErrentag, von der „erneuten Auferstehung des Leibes Christi“, von der sog. ersten eschatologischen Auferstehung, oder von den „Erstlingen der Auferstehenden“.

Da die Kirche, der geheimnisvolle Leib Christi, eine neue und vollendete Haushaltung (Ökonomie) Gottes ist, gilt das Pfingstfest als die Geburtsstunde derselben. Obwohl der Neue Bund im teursten Blut Christi seinen Anfang nahm, entstand die Gemeinschaft aller Heiligen im Geheimnis der Gabe des Heiligen Geistes. Um diese Gabe mit den Gnadengaben oder Charismen empfangen zu können, unterwies der Auferstandene während 40 Tage seine Jünger. Nur ihnen erschien er, nur sie begleitete und belehrte Jesus, damit sie seine Auffahrt oder Entrückung verstehen und die Erfüllung der göttlichen Verheißung erbeten.

Als Christus emporgehoben wurde, fielen sie nieder – das Knien war zu jener Zeit bei den Juden auch beim Gebet selbstverständlich. Diese Anbetung setzten sie nach dem Bericht der Apostelgeschichte ungebrochen fort, bis sie die „Geistestaufe“ empfingen, die Befähigung ihres Amtes oder die Ordination der Heiligkeit. Somit ist die Gemeinschaft aller Heiligen kein Bund der für sich glücklich Erlösten, sondern die Körperschaft im Geist Christi – Christen genannt, welchen das Anliegen aller Kreatur anvertraut worden ist, welche nach der Erlösung seufzt. Uns bereitet das Gebet dieser Kirchenzeit auf unsere Erneuerung vor – nicht nur auf den Feiertag des Heiligen Geistes, sondern auch auf unsere eigene Erhebung und Offenbarung „vor aller Augen“.

Heute, wo viele Mitchristen sich nach einer Erneuerung des Glaubens sehnen, ist das Gebet der Urnovene empfehlenswert. Das rechte Verständnis und die Zusicherung einer Erhörung dieses Gebets aus dem Mund Gottes, bringen uns weiter als die Suche nach Gott auf rein menschlichen Wegen. Erst das Bewusstsein, mit Jesus Christus am Heilswerk für das ganze All beteiligt zu sein, kann zur Vollendung des Hoffens und Glaubens führen, zur erneuerten Gestalt einer ewigen Schöpfung.

Gott bekennt sich zu seiner Treue sowohl in seinem Wort als auch in unserer Erfahrung in seinem Handeln. So kann aus unserem Gebet und Leben eine Danksagung werden, die Euchologie der Ewigkeit.

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Ich sah, wie unter der Tempelschwelle Wasser | hervorströmte * das Wasser floß unterhalb des Tempels herab, südlich vom Al|tar. Halleluja. * Dieses Wasser fließt in das Meer, in das Meer mit den salzi|gen Gewässern. * So wird das salzige Wasser ge|sund. Halleluja.

Wohin der | Fluß gelangt, * da werden alle Lebewesen | leben. Halleluja.  *  Wo dieses Wasser hinkommt, werden die Flu|ten gesund; * wohin der Fluß kommt, dort bleibt alles am | Leben. Halleluja.

Ehre sei dem Vater | und dem Sohne * und | dem Heiligen Geiste; * wie es war im Anfang, so jetzt und | allezeit, * in | Ewigkeit. Amen.

Lied im Novenengebet