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Zeugen der Auferstehung

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Wir, Zeugen Deiner Auferstehung, HErr Jesu, beten Dich an, der Du heilig, der Du allein ohne Sünde bist. Wir fallen nieder vor Dir, der Du gekreuzigt warst; wir loben und preisen Dich, der Du von den Toten auferstanden bist – denn Du bist unser Gott, und wir kennen keinen andern außer Dir, und Deines Namens und Sieges gedenken wir hingebungsvoll.

In der österlichen Festeucharistie haben wir uns dazu bekannt – wir sind Zeugen seiner Auferstehung. Angesichts der Zweifel aus breitem Kreis der heutigen Schriftgelehrten (Theologen) ist dies keineswegs selbstverständlich. Die klassische Theologie lehrt uns, dass die Schöpfungsordnung jederzeit gilt und darum die Wunder und Zeichen eine absolute Ausnahme seien. Zu dieser göttlichen Ordnung zählt neben dem Leben auch der physische Tod, unüberwindbar bis zur Offenbarung einer neuen und in der Vollendung (Eschaton) unvergänglichen Schöpfung.

Gottes Erscheinung hob mehrfach in der Geschichte des erwählten göttlichen Volkes die irdische Ordnung auf. Dort, wo Gott sich zeigte, offenbarte sich eine andere Welt, welche sein Wesen mitbrachte, um jene Zukunft erfahrbar zu machen, welcher wir gemäß der Verheißung gläubig harren. So vermochte die Kraft des Höchsten, Mose im hohen Alter zur Herausführung des Volkes aus der Knechtschaft Ägyptens ebenso zu stärken, wie die Erweckung der Toten den Glauben der Jünger an Jesum im Werk und in der Gegenwart Christi erbaute. Das Zeugnis der Apostel und der Evangelisten hat uns zutiefst im Herzen erreicht und davon überzeugt – Jesus Christus ist unser Leben.

Den Auferstandenen sahen jedoch nur seine Jünger, die ihr Erlebnis bezeugten und weiter überlieferten, damit auch uns im Geist und Glauben ihr Zeugnis zu erreichen vermochte. Uns hallt auch noch das Wort Jesu aus der Verkündigung im Herzen und in unseren Ohren nach – Selig die nicht sehen und doch glauben. Was wir aber in der Tiefe unserer Seelen erfuhren, macht uns immer noch nicht zu Zeugen. Zeuge zu sein, bedeutet, etwas mit den eigenen körperlichen Sinnen zu erfahren, nämlich etwas zu sehen, zu vernehmen oder gar anzufassen. Wieso bezeichnen wir uns nun als Zeugen seiner Auferstehung?

Im Bericht des österlichen Evangeliums haben wir vom leeren Grab Christi vernommen: „Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Kopf Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle. Da ging auch der andere Jünger, der zuerst an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte.“ (Joh. 20, 6-8) So sahen die Jünger ein Grab mit den Leichentüchern, auch das Schweißtuch, und – siehe – sie glaubten! Der Anblick der Tücher scheint in sich eine Information zu verbergen, welche den beiden Juden Klarheit verschaffte. Das Schweißtuch war nämlich an einer anderen Stelle abgelegt, als die leinenen Korporalia. Bei einem Richtfest in unseren Breitengraden, wenn der Erbauer eines Hauses  den Bau vollendet, wird ein junges Bäumchen am Dachgiebel befestigt. Bei einem jüdischen Hausbau ist dieser Brauch anders. Der Erbauer baut sein Gebäude im Schweiß seines Angesichts, und wenn sein Bau vollendet ist, wird das Schweißtuch zusammengebunden und an eine besondere und sichtbare Stelle abgelegt. Als die Jünger Jesu dieses Zeichen sahen – glaubten sie.

Heute ist der Bau unseres Baumeisters sichtbar und in der Welt bekannt geworden. Denn nicht nur in seinen Tod, sondern auch in seine Auferstehung sind die Getauften hineingetaucht, begabt und begnadet mit einem neuen Leben. Der Auferstandene hat uns zu seinem heiligen Leib gebildet. Diesen Leib bezeichnen wir als – geheimnisvoll. Wenn uns die Welt des Unglaubens betrachtet, vernimmt sie nur die Sterblichen. Wir hingegen sehen die Mitglaubenden, die Erlösten, welche sich auf das Leben der Auferstehung und der Ewigkeit freuen. Daselbst sehen wir unseren HErrn Jesus und werden dadurch zu dem, wozu wir uns am Osterfest bekannten – zu heiligen Zeugen seiner Auferstehung.

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Du, o allmächtiger Vater, hast die Kirche durch die österlichen Mysterien befreit und durch die geistliche Erfahrung der Auferstehung Deines Sohnes im Glauben gestärkt; deshalb bitten wir Dich, komme uns zuvor mit Deiner Gnade und führe uns zur vollkommenen Freiheit, damit wir in der Freude der Himmel vollendet werden, vollkommen durch den auferstandenen Sieger und unseren HErrn Jesus Christus, der mit Dir im Göttlichen Geist des Lebens ist und herrscht, ein Gott, in Ewigkeit. Amen.

Ein Tagesgebet aus der Osterwoche