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Dem HErrn entgegen

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Alle 8 Zeiten des Kirchenjahres stehen im Dienst der Glaubenden, damit diese dem Werk Gottes in der Zeitlichkeit begegnen können. Die Besonderheit der Perioden des Kirchenjahrs liegt darin, dass sie nicht an die üblichen Jahreszeiten geknüpft sind. Einerseits ist die Grundlage des Hauptfestes, nach welchem das ganze Kirchenjahr ausgerichtet wird, in der ersten Mondphase des hebräischen Jahres, im ersten Frühlingsneumond enthalten – der erste Monat eines jeden solchen Mondjahres gilt als Festmond des Pessach und wurde bereits am Sinai festgelegt, so dass wir am 14. Tag dieses Mondmonats die Auferstehung unseres HErrn Jesus Christus feiern. Anderseits soll das betreffende Fest stets an einem bestimmten Wochentag sein, am Sonntag, da unser HErr am Schabbat-Ausgang auferstand. Damit hat diese kalendarische Grundlage zum Grundverständnis geführt, dass jeder Sonntag als HErrentag, als ein Osterfest gilt, an welchem als Passahmahl die hl. Eucharistie gefeiert wird.

Wenn man die Kirchenzeiten betrachtet, dürfte jeder auf den ersten Blick erkennen, dass das Osterfest weder als Abschluss noch als Anfang des Kirchenjahres gilt. In unserem Buch der liturgischen Eigentexte (Proprien) ist der österliche Jahreskreis als die 7. Jahrzeit eingetragen. Da dies auch unsere europäische Kultur wesentlich geprägt hat, wird kurzerhand der Montag folglich als der erste Wochentag verstanden. Doch unser christliches Grundverständnis der Zeit geht noch weiter.

Die acht Zeiten des Kirchenjahres stellen für uns eine Glaubenswoche dar, in welcher der erste Wochentag zugleich als Vollendungstag, als der letzte oder der 8. verstanden wird. Am biblischen Ruhetag, dem 7. Wochentag ruhte unser HErr leiblich im Grab, was der Heiligung des Schabbats entsprach. Nun ist bei den Hebräern der Sinn des Schabbats nicht darin enthalten, dass sie den 7. Tag im Bett verbringen! Gottes Weisung betrachtend unterscheiden sie zwischen erlaubten und unerlaubten Tätigkeiten, welche schattenhaft unser christliches Selbstverständnis des Schabbats darstellen. Als Jesus im Grab lag, verrichtete er kein Handwerk, weder zündete er die Lichter an noch aus. So vollendete Christus durch die Grabesruhe den Ruhetag, wie derselbe im Gesetz (Dtn. 5, 15) verordnet war: „Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der HErr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der HErr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.“ Der starken Hand Gottes empfahl Jesus in der Todesstunde am Kreuz seinen Geist an, wie einst die Hebräer, als sie sich auf den Weg machten, das gelobte Land zu erreichen. Christus ist jedoch der hoch erhobene Arm Gottes, welcher im Tod den Tod bezwang, um die Toten herauszuführen, damit sie durch ein neues Leben belebt werden. Diese Belebung gilt sowohl für die Toten, welche die Toten begraben, als auch für die im Grabe Ruhenden.

Statt der alten Schöpfung zu gedenken, feiern wir als Christen eine Neuschöpfung – unsere Erschaffung. Der erste Wochentag wird auch als der letzte verstanden, so dass wir die erste Kirchenzeit, den Advent oder die Wiederkehr der Herrlichkeit Gottes in dem erneuten Kommen Jesu Christi ebenso feiern, wie die Herabkunft des Heiligen Geistes, den wir als den Tröster und Schöpfer bekennen. Der Auferstandene erfüllte beide Verheißungen als er den Seinen im Auferstehungsleib erschien – er brachte die Herrlichkeit nach Zion und hauchte sie mit dem Geist Gottes an, mit dem heiligen Hauch der Neuschöpfung. Somit wurde der Schabbat zum Rüsttag jener Ruhe, welche als Übergang betrachtet und verstanden wird, von der Zeit in die Zeitlosigkeit, vom Tod zur Todesunfähigkeit...

So wird jede christliche Gottesdienstwoche zum Abbild des Kirchenjahres. Der Montag, welcher der Weihnachtszeit entspricht, ist folglich der 2. Tag, der Tag, an welchem die Verheißung Gestalt bekommt und unsere Vorstellungen im Werk unserer Hände sichtbar wird, seien es Lebensmittel oder Kleidung – ja alles, was aus einer Arbeitswoche hervorkommt, unser Lohn und Belohnung eingeschlossen. An den übrigen Wochentagen entsprechen unsere Lesungen, Kantika und Psalmen dem Charakter der Jahrzeiten des Kirchenjahres.

Die beiden Wochen vor Ostern fassen all das bislang Beschriebene zusammen. Die erste Woche gilt als die letzte Vorbereitung für die darauffolgende heilige Woche unseres Glaubens. Die sog. Karwoche ist tatsächlich die einzige achttägige Woche des Kirchenjahrs. Während wir in der Vorwoche mit Stille und Andacht den 1. Tag des Ostermondes eröffnen, beginnen wir die Karwoche mit dem Fest der Ankunft Jesu in Jerusalem, um sodann durch alle Gedächtnistage hindurch vom ersten auch zum achten Wochentag zu gelangen, zum HErrentag der Auferstehung. Die Sonntage als wöchentliche Feiertage beinhalten somit mehr als nur ein Grundereignis unserer Hoffnung. In ihrer Feier wird unser Glauben und Leben geeint – wie es der Psalmist (Ps. 62, 6) vortreffend ausdrückt: „Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihm kommt meine Hoffnung.

 

 

Ein Tagesgebet aus der Passionszeit

Sei uns gnädig, HErr, erweise an uns Deine große Barmherzigkeit, o Arzt unserer Seelen, und geleite uns in die Geborgenheit Deines Willens. Erleuchte unsere Herzen durch die Erkenntnis Deiner Wahrheit und behüte uns und unser ganzes Leben vor aller Sünde, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen.

 

 

 

 

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