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Pastoral | Beitrag

Gebetsapostolat

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Die geringste amtliche Stellung im Dienst der Kirche Jesu, überall und unabhängig von jeglicher Konfession, ist das Apostolat des Gebets. Mit dem Begriff „Apostel“ verbinden manche eine hohe Macht und Stellung, gar die höchsten hierarchischen Ansprüche. Meistens sind es aber nur die Glaubensschwachen, welchen die Bedeutung des Gebets entgeht. Den anderen zu dienen, statt sie zu beherrschen, zeichnet nach dem Willen Jesu die hierarchische Stellung des Apostolats aus. Die Kraft des Gebets, welche sich dem Gläubigen in der Anbetung offenbart, macht den Stand des Gebetsapostolats so machtvoll. So ist es nicht verwunderlich, daß die apostolischen Personen, die sich dem Nächstendienst widmen und weihen, auch über ihre Konfessionsgrenzen hinweg erkennbar sind – so z. B. die kleine Kosovarin, Mutter Theresa, welche als Apostolin der Liebe wahrgenommen wurde.

Uns stellte Gott nicht in den Dienst „an der Frontlinie“, um das apostolische Zeugnis auf eine solche Art und Weise öffentlich abzulegen. Vor 2 Jahrhunderten legten 12 Männer, die am 14. Juli 1835 in London abgesondert wurden, ein Zeugnis für das heilige apostolische Amt ab. Sie betrachteten die apostolische Amtsgenese in den 3 Salbungen Davids, welcher zuerst im Kreis seiner Brüder königlich gesalbt wurde (1. Sam. 16, 13), sodann in Hebron zum Herrscher über den Stamm Juda (2. Sam. 2, 4) und zuletzt durch die Ältesten des ganzen Volkes zum König über Israel (2. Sam. 5, 3).

Die erste königliche und zugleich prophetische Salbung wurde als die Berufung, genauer als die Bezeichnung (Designierung) im apostolischen Amtsverständnis ausgelegt. Die königliche Würde ist entweder angeboren oder von Gott dem Bezeichneten in die Wiege gelegt – das letztere entsprach dem jungen Hirten David; somit bedeutet die Berufung im Sinn der heiligen Salbung keinesfalls eine Amtseinsetzung oder Weihe, sondern ein Zeugnis über die Amtsfähigkeit eines Bezeichneten, und in diesem Fall im Kreis der eigenen Brüder. Dieselben sind Zeugen und Zeugnis seiner Aussendung, wie die leiblichen Brüder Davids, welcher seine prophetische Königsmacht außerhalb seiner Familie nicht ausübte. Die geistliche Familie, welche eine apostolische Bezeichnung wahrgenommen hat, erkennt somit auch den Plan oder Ratschluß Gottes, nicht primär mit dem Bezeichneten, sondern mit dem Volk Gottes, und die göttliche Absicht, dasselbe zu heilen, zu stärken und zu segnen. Die Brüder Davids glaubten dem Propheten Samuel, auch wenn sie im eigenen Haus keinen Thronsaal errichtet und dem jungen König keine Krone auf das Haupt gesetzt hatten. Die Wahrnehmung der göttlichen Absicht leitet dazu an, Gott anzubeten und dem göttlichen Willen zu dienen. Deshalb ist der vornehmste Dienst im Gebet enthalten, vor allem in dessen Gestalt, dem vierfachen Weihrauch (der Bitten, des Gebets, der Fürbitte und der Danksagung) vor dem Angesicht des Höchsten und dem wahrnehmbaren Duft des Rauchopfers, was als die hohenpriesterliche Fürbitte unseres HErrn Jesus bezeichnet wird. Dieser Dienst hat überall in der Kirche einen Namen und heißt „Apostolat des Gebets“.

Die zweite königliche und zugleich fürstliche Salbung entspricht der Aussonderung eines bezeichneten Apostels in die Amtsausübung neben den anderen Fürsten des Volkes Gottes –  auch an der Seite anderer Apostel. Wie der Fürst Judas David mit anderen Fürsten unter der königlichen Herrschaft Sauls wirkte, so diente der Apostel Paulus nach seiner Aussonderung (Apg. 13) neben dem Kollegium der 12 Apostel außerhalb seiner vormaligen Wohnstadt Antiochia. Zu diesem seinem apostolischen Dienst wurde er durch die Geistlichen der Ortskirche in Antiohia auf das Geheiß des Heiligen Geistes ausgesondert.  Es war kein Weihedienst, auch wenn die Priester zuvor fasteten und Paulus und Barnabas unter Handauflegung und Gebet aussandten. Denn nicht durch diesen Aussonderungsakt betrachtete man das Apostolat des heiligen Paulus, sondern durch dessen Begegnug mit dem HErrn Christus (Apg. 9, 27-28).

Die dritte und volle königliche Salbung Davids entspricht der unmittelbaren apostolischen Aussendung durch den HErrn Jesus und somit in der Vollkraft des Evangeliums. Auch wir beten um die Erscheinung und Ankunft des HErrn, daß er seine Erwählten mit der vollen Kraft des Evangeliums ausstatte, und zur Vollendung und Heilung, zur Vervollkommnung und Vollendung, und zur schließlichen Vereingung und Begegnung mit Jesus in physischer Gottesschau beauftrage. Nur solche Apostel können dem Petrus und den übrigen 11 gleichgestellt anerkannt und wahrhaft apostolisch verstanden werden.

Als Saulus dem verherrlichten Jesus Christus begegnete, erfuhr er in der Erscheinung des HErrn keine Bevollmächtigung, noch wurde er in die Welt zur Predigt ausgesandt – der HErr schickte Paulus zu einem Diener der Kirche, zu einem Bischof, damit er durch den verordneten Weg der himmlischen Satzung im Glauben die Welt Gottes neu erblicke und in der heiligen Taufe der Gemeinschaft der heiligen Kirche einverleibt würde. Danach predigte Paulus als Diener (diakonos – s. Kol. 1, 25; Eph. 3, 7 u.ä.) der göttlichen Haushaltung. In diesem seinem Dienst, ausgehend von Jerusalem und Antiochia, gestaltete sich sein apostolisches Amt aus, wie wir es kennen.

Unsere Erfahrung des HErrn und der diakonale Dienst führte uns durch die Kirche Gottes hindurch. Sowohl unsere Begegnung mit den Nachfahren des herrlichen Werkes in England, wo uns keineswegs eine Art der katholisch-apostolischen Konfession verbunden hätte – da es eine solche nicht gibt –, sondern der gemeinsame Glaube und die Interkommunion mit den Anglikanern uns kirchlich und im Gespräch einigte, als auch unser von Gott, aufgrund des prophetischen Zeugnisses eines Bischofs, geforderte Dienst, in welchem wir die Liturgie rechtmäßig und ordentlich feierten, welche größtenteils dem „Book of  Common Prayer“ entnommen und sowohl uns und unserem Glauben, als auch der Gewohnheit der KAG Gossliwil entsprach, führten uns dazu, aus dem Rahmen unserer Konfession in den Dienst aller Bekenntnisse zu treten.

Zweifelsohne ist der Dienst, den wir ausüben, bewußt in derselben Tradition gehalten, auch die pastorale Anpassungen, zu welchen uns auch der Geist anleitete. Würden wir die Liturgie der Kirche nach ihrer früheren Gestalt unverändert ausführen, wäre die Verbindung zu jener kirchlichen Gemeinschaft unterbrochen, aus welcher dieselbe entnommen wurde. Ein solcher Bruch würde sodann das Anliegen der katholisch-apostolischen Bewegung verfremden und sie als eine eigene Konfession erscheinen lassen.

Die Besonderheit der Anglikaner liegt gerade im „Comprehensiveness“, dem Zusammenhang (Umfang / Reichhaltigkeit) ihrer kirchlichen Institution, welche im ökumenischen Vorbild einen gangbaren gemeinsamen Weg der Christen mit hochkirchlicher, niederkirchlicher und sog. realistischer Gesinnung vorzeigt. Außer den Anglikanern haben lediglich die Römischkatholischen ein kirchenrechtliches ökumenisches Modell erstellt, indem sie das lateinische Kirchenrecht vom orientalischen Kirchenrecht unterscheiden, ohne die Vielfalt der Reichhaltigkeit der Amtstraditionen und Riten zu zerstören. So lange, trotz fast einem halben Jahrhundert der ökumenischen Bewegung, kein anderes erprobtes ökumenisches Modell existiert, in welchem nicht nur die Beschlüsse den Zusammenhang bilden, sondern eine dem katholischen Glauben angemessene Spiritualität Gemeinschaft bieten würde, werden wir den Glaubenshintergrund entsprechend dargestelltem Verständnis wahren.

Anstatt in dieser Zeit des Glaubensverfalls und der erneuten Verunreinigung der heiligen Kirche mit dem erhobenen Zeigefinger „an der Frontlinie“ des Glaubens zu ermahnen und zurechtzuweisen, berief uns der HErr zu einem mächtigeren Kampf in starker Waffenrüstung des Glaubens, zu einem beständigen und zurückhaltenden Gebet, welches Berge versetzt, die Hände der Glaubenskämpfer stärkt und die Heilung aller Christgläubigen, somit auch unsere eigene Gesundheit erbittet. Unser Gebetsapostolat bedarf der Dienste, in denen die Kraft des lebendigen Gottes erfahrbar ist.

Ob wir nun hoch- oder niederkirchlich am Altar Gottes stehen und beten, drücken wir die Sehnsucht nach dem Heil der Kirche und nach unserer Genesung, nach der Leibeserlösung aus, wo es sodann weder geistliche Bewegungen, noch verschiedene Konfessionen geben soll, sondern nur die eine verherrlichte Kirche, und das Wort wahr wird – So will der HErr die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
(Eph. 5, 27)

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