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Der siebenfache Dienst der Anbetung Gottes

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1. Der Begriff der Liturgie

Der Gottesdienst bekommt seinen weit verbreiteten Begriff „die Liturgie“ in der rabbinischen Übersetzung des alten Testamentes (Septuaginta, Übersetzung der Siebzig), wo das hebräische Wort für dienen – Scharat (šarat) als leitourgeín, resp. der Dienst – Scharet (šaret) – mit dem griechischen Wort die Liturgie (leitourgía) wiedergegeben wird. Das liturgische Verständnis umfasst nicht nur die priesterlichen Opferdienste, sondern jedes priesterliche Werk im Heiligtum, sowohl im Vorhof, als auch im Inneren der Stifsthütte oder des Tempels.

Die Umsetzung des Priesterdienstes auf den Gebetsdienst der Anbetung ist bereits in der göttlichen Weisung vorgegeben, da die Gebote nicht rein äußerlich ausgeübt werden dürfen, sondern als sichtbares Werk dessen wahrgenommen werden sollen, was man im Herzen bewegt hat: „Sei nur mutig und stark, und achte genau darauf, daß du ganz nach der Weisung handelst, die mein Knecht Mose dir gegeben hat. Weich nicht nach rechts und nicht nach links davon ab, damit du Erfolg hast in allem, was du unternimmst. Über dieses Gesetzbuch sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genau so zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben.“ (Jos. 1, 7-8) Das Reden über die Weisung bedeutet zugleich auch das Aussprechen dessen, was im Herzen bewegt worden ist. Die Juden sprechen daher vom „Gottesdienst im Herzen“ und wir Christen verstehen die Liturgie als den äußeren Ausdruck des prophetischen Herzensgebets (Hesichasmus). Daher wird der liturgische Begriff auf den Lobpreis (barach) ausgeweitet, auf das „Lobopfer der Lippen, die seinen Namen preisen“.

Im Dienst der Stiftshütte wurde mit dem Blut und Öl siebenfach besprengt, sowohl zur Reinigung im geistlichen Sinn (Lev. 4, 6 oder Lev. 4, 17), als auch zum Zeugnis der leiblichen Reinheit (Lev. 14), ebenso zur Priesterweihe (Lev. 8, 11), als auch zur Sühne (Lev. 16). Der Psalmist fasst dies im Gotteslob zusammen: „Siebenmal am Tag singe ich dein Lob wegen deiner gerechten Entscheide.“ (Ps. 119, 164) Dabei wird ebenso an die Verrichtung der Priester gedacht, welche nachts und tags das Altarfeuer unterhielten, mit welchem sie ihren Dienst im Heiligtum ausführten.

Alle diese Gebetszeiten ergeben auch ein „periodisches“ Verständnis der Gebetsordnung, welche sowohl die Tag-, als auch die Jahrzeiten einschließt, was die synagogale Liturgie „Machsor“ nennt, urchristlich jedoch „Machsorta“ hieß, wie es historisch erstmals im altsyrischen Brevier (Stundengebetbuch) genannt wurde.

Während es den Juden zur Zeit der Verfassung ihres Talmuds verboten war, die Liturgie niederzuschreiben, da dies der „Verbrennung des Talmuds gleich käme“, sind uns in den paulinischen Apostelbriefen einige urkrichliche liturgische Texte überliefert. Darüberhinaus wird im 2. Brief des Apostels an Timotheus (2. Tim. 4, 13) herausgelesen, dass der hl. Paulus sowohl das liturgische Gewand (Phälon / failónes – die Kasel) als auch die biblischen Schriftrollen und die Kodices (Pergamente zu Büchern gebunden) der Liturgie mitführte. Der altsyrische Ritus geht zurück auf die sog. Jerusalemer Liturgie (Jakobusliturgie), und auf das liturgische Gebet der Kirche von Antiochia, wo Paulus und Barnabas am liturgischen Dienst (Apg. 13) teilgenommen hatten. Diese Kodices haben uns leider nicht erreicht, doch für die Überlieferung ihres Inhalts spricht der Umstand, dass die gesamte morgenländische (orientalische) Gebetstradition in ihrer liturgischen Gestalt, selbst der byzantinische Ritus, mit der synagogalen Liturgie verwandt geblieben ist.

Diese Verwandtschaft sehen wir ebenso darin, dass die eschatologische Gottesdienstbetrachtung (Off. 15, 3) im Schriftzeugnis enthalten ist – „Sie sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied zu Ehren des Lammes.

Manche mögen meinen, das Gebet des Herzens entspräche nur einem freigesagten Gebet. Solche verkennen die Grundlage unseres Nachsinnens, das Wort Gottes im Herzen wachzuhalten. Auch die Jahrtausende alte Tradition lehrt uns etwas anderes – dieselbe will lediglich der Weisung Jesu entsprechen: „Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt.“ (Lk. 21, 36)

2. Katholische Anbetung

Wir betrachten den siebenfachen Lobpreis (Euchologie) im Geheimnis unseres Erlösers, welcher die Zeit seiner Erscheinung und Wirksamkeit Tag, und die Zeit bis zu seiner Wiederkunft Nacht nannte. Der ersten wie der zweiten Ankunft Jesu geht die Nacht voraus, welche nur im Prophetenlicht zerstreut wird – folglich beginnen wir traditionell den Tag mit dem Vorabend, und den HErrentag (Sonntag) mit dem Sonnabend, in der Erwartung des abendlosen Tages unseres Heils, nämlich unserer Erhebung vor den Thron des Höchsten. Somit wären die 7 Perioden oder Gebetszeiten:
1. Abenddienst (Vesper),
2. Nachtgebet (Complet),
3. Mitternachtsdienst (Wache),
4. Frühdienst oder Morgendienst mit der ersten Tagesstunde
(Morgenlob),
5. Vormittagsdienst (3. Tagesstunde),
6. Mittagsdienst (6. Stunde)
und
7. Nachmittagsdienst (9. Stunde).

Den Abenddienst leitet die Todesstunde Jesu ein, denn zur 9. Tagesstunde wurde das Abendlamm im Tempel geschächtet. Es ist die Tagzeit, zu welcher äußerlich die Finsternis anbrach, jedoch für uns der Tod durch den Tod des sterblichen Leibes Christi überwunden ward; auch wenn wir immer noch in eigener Sterblichkeit wahrgenommen werden, so ist die sterbliche Hülle des Leibes der Grabstätte ähnlich, welche die Auferstandenen dazu anleitet, im Grab auszuharren, bis dasselbe aufgebrochen und geöffnet wird, um die Auferstandenen frei zu lassen. Folglich ist das Abendzeugnis im Geheimnis der Grablegung Christi zu betrachten, denn das Licht der Auferstehung leuchtete darin auf. Wenn wir unsere Nachtruhe Gott anempfehlen, dann grundsätzlich in der Erwartung, dass unsere Nacht zum Tag erleuchtet werde.

Die Mitternacht verbirgt sowohl die Stunde der Auferstehung Jesu, als auch die Stunde seiner Wiederkunft, die Stunde der Überraschung und die nahezu unverhoffte Uhrzeit seines Kommens, welche im Wachen und Beten erfüllt wird.

Nach dem Zeugnis des Evangeliums ist dies die Stunde der Ankunft des Bräutigams.

Noch in der Morgenröte, wenn das Altarfeuer im Tempel entfacht wurde, betrachten wir im Lichte seiner Wiederkunft auch den Schatten unserer Entstehung und die Erfüllung seiner ersten Ankunft – denn sein Erscheinen ist das große Licht, welches sein Volk, das in Finsternis wandelte, in der Erfüllung jeder Prophetie wahrnahm und vom Heilswerk überzeugte.

In der Vormittagsstunde der Terz betrachten wir sowohl sein Lebenswerk der Erlösung, als auch die Stunde der Verurteilung eines Unschuldigen. Nach aller Verachtung und Folter wurde Jesus den Bösen ausgeliefert und zum Tode verurteilt – und er schwieg dabei, wie das Lamm, das zur Schächtung geführt wird. Die Terz kennzeichnete im Tempeldienst die Schächtung der Zusatzopfer, am Schabbat sollte zu der 3. Stunde die Schächtung jedoch den Ruhetag heiligen. Die Heiligkeit dieser Stunde, zu welcher Christus das Kreuz übernahm, wird von Petrus am eindrücklichsten umschrieben: „Er wurde geschmäht, schmähte aber nicht; er litt, drohte aber nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter. Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt.“ (1. Pt. 2, 23-24)

Die Mittagsstunde (die 6. Tagesstunde) seiner Kreuzigung ist zugleich die Stunde seiner Erhöhung, sowohl zum Sitz der Herrlichkeit des Kreuzes, als auch in der Himmelfahrt zum göttlichen Thron – siehe der Mensch am Kreuz, siehe die Menschennatur außerhalb von Raum und Zeit am Gottesthron. Die Zeit seiner Kreuzigung läßt uns die Teilung des Vorhangs im Tempel erblicken, wo der Schleier seines sterblichen Leibes die Gottheit offenbarte – Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. (Lk. 23, 34)

Diese obgenannten 7 Anbetungszeiten werden liturgisch sowohl im synagogalen, als auch im liturgischen Dienst der Kirche zusammengefasst, als das Gebet des Abends, Morgens und Mittags. Bei der Wiederherstellung des Gottesdienstes konnten die ausgesonderten Apostel in London keine geeigneten Gebete der Anbetung in den westlichen Traditionen der Christenheit finden, da in denselben die Gebete und Danksagungen der Tagzeit nicht überliefert wurden. So bedienten sie sich des byzantinischen Euchologions, in welchem verschiedene morgenländische Traditionen zusammengefasst und überliefert worden sind. Diese liturgischen Quellen kann man auch den Vorlesungen über die Liturgie von J. B. Cardale entnehmen.

Unsere Aufgabe war jedoch, die katholische Fülle dieser periodischen Anbetung des siebenfachen Dienstes auf pastorale Weise (in einer praktischen Umsetzung) zusammen zu führen, das Alte mit dem Neuen zu verbinden und die apostolische Ordnung mit den katholischen Früchten der Tradition zu einen, wovon die veröffentliche Dienstordnung Zeugnis ablegt.

Vor dem Antlitz Gottes, unseres himmlischen Vaters, stellen wir in den Diensten unserer Anbetung 12 vorgeweihte eucharistische Brote dar, seine reine Gabe, den Süßteig der Lauterkeit und Wahrheit. In der Unterweisung und Speisung der 9000 in der Wüste erschuf Jesus, unser Lehrmeister, das Licht der Lehre des Evangeliums. Während in der Wüstenwanderung der 12 Stämme Israels ein vergängliches Heiligtum das himmlische Reich Christi vorschattete, – samt dem Gesetz und allen Geboten und Verboten der göttlichen Weisung (Thora), – sind die Liebesgebote und die Frohbotschaft die reine Lehre dessen, der das Licht des Alls ist. Wie die reine Gabe des Volkes Gottes im Heiligen der Stiftshütte in der Schichtung der 12 Brote das ewige Israel bei Gott vergegenwärtigte, so sind die 12 Brote der wundersamen Speisung in der Wüste ein Ausdruck und Zeugnis für Ihn, welchen wir als das ewige ausgesprochene Wort Gottes angenommen und in unserer Mitte aufgestellt haben, für unseren Bildner – den Logos des Vaters. Unsere Anbetung ist mit dem Geheimnis der heiligen 12 Brote geeint, verbunden mit dem Herrscher von Juda und mit dem König von ganz Israel, mit Emmanuel, dem Gott mit uns, der in die höchsten Himmel aufgestiegen ist. Ja, unser Leben ist er und unser Schatz – und wo er ist, dort ist unser Herz. (Mt. 6, 21)

Die Speise der 5 Brote wird morgens durch den Engel in seiner Betrachtung gereicht. Es ist die Lehre Jesu, unseres Hohenpriesters, welcher der Bräutigam seiner Kirche ist. Der berufene und geweihte Brautführer, welcher die Aufgabe hat, bei der himmlischen Hochzeit die Hand der Braut dem Bräutigam zu reichen, ist dessen Freund (Joh. 3, 29), der mit der Gabe der Fülle des Priestertums ausgestattet ist, mit der Gnade des vollen 4-fachen Amtes, und mit jenem Wissen, welches ein Knecht nicht besitzt (Joh. 15, 15). Nach dem Genuß der 5 Brote seiner Betrachtung werden die 12 Körbe der apostolischen Lehre eingesammelt, die Katechese unseres Glaubens, um den priesterlichen Dienst des Opfers des Lobes, nicht nur mit den Lippen, sondern mit dem ganzen Wesen nach Leib, Seele und Geist zu verkündigen.

Das Licht zur Abendzeit entspricht der wundersamen Speisung mit den 7 Broten in der Wüste. Wie die 7 Kirchen Kleinasiens das Herz des Urchristentums bildeten und die 7 Leuchten sind, zwischen welchen der HErr der Kirche wandelt, und die jederzeit kraft seiner Unsterblichkeit in Erscheinung treten möchten, so ist das Zeugnis der Abendbetrachtung des 7-fachen Presbyteriums, der 6 fürstlichen Presbyter mit dem Bischof, oder wie man sonst sagt der 6 regierenden Ältesten mit dem Engel, die Eschatologie unseres Glaubens. Sie bezeugen nämlich das, was sie als Frucht der morgentlichen Katechese erlebt haben, sei es am vergangenen Tag, sei es aus der apostolischen Unterweisung jemals in ihrem Leben. So entsteht die Lehre über die Vollendung der gesamten Kirche Jesu, das katholische Zeugnis, welches den eingesammelten 7 Brotkörben entspricht.

Unsere theologische Betrachtung mag in verschiedenen Zusammenkünften vertieft werden, und doch ist sie die Lehre, welche ihre Quelle in der beständigen Anbetung des Herzens hat. So ist sie mit den 12 Broten der wundersamen Speisung in der Wüste verbunden, für unser Sein wesens- und lebenswichtig, frei von Philosophie und von jeglichem Sauerteig der Pharisäer, eine Glaubensantwort auf die Frage Jesu Christi an seine Jünger: „Erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote für die Fünftausend und daran, wie viele Körbe voll ihr wieder eingesammelt habt? Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend, und wie viele Körbe voll ihr da eingesammelt habt? Warum begreift ihr denn nicht, daß ich nicht von Brot gesprochen habe, als ich zu euch sagte: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer?“ (Mt. 16, 9-11)

3. Der Morgendienst

Der Morgendienst umfasst mehrere Gebetszeiten. Der prophetische Lichtersegen geschieht morgens außerhalb der liturgischen Ordnung, gar vor dem Sakristeigebet – um die Wache der Mitternachtstunde zu verdeutlichen, der Stunde der erhofften und plötzlichen Ankunft des HErrn. In diesem Licht wird das abgekürzte Gebet der Nachtwache gesprochen und mit „Gepriesen sei, der da kommt im Namen des HErrn.“ abgeschlossen.

Es ist aber immer noch die Nacht, denn unsere Sünden und Vergehen verfinstern die Liebe des HErrn und schwächen uns im Glauben und Hoffen, uns alle, die wir der Fülle der Kirche Jesu gedenken, um von der göttlichen Macht geheiligt zu werden. Darum sprechen wir bereits in der Frühe das Sündenbekenntnis.

Im Licht der Morgenröte gedenken wir sodann des Lichtes der neuen Schöpfung, welches sich in der Entstehung der Welt schattenhaft andeutete, und über dem Heilskelch preisen wir den HErrn für die gemeinsame Frucht vom Weinstock und der Rebe, die Heilsverkündigung von Ihm und von uns, und nehmen teil an der Erwartung, bis er wieder von der Frucht des Weinstocks im Reich seines Vaters mit uns trinken wird. Immer noch in der Morgenröte und im Schein des 7-armigen Leuchters, der 7 Geister Gottes und des Zeugnisses seines Presbyteriums lesen wir die Schriften, welche vor seiner Ankunft verfasst und dem ausgesonderten Manna gleich zu unserer Erbauung aufgehoben wurden.

Der Glaube und das Glaubenszeugnis unserer heiligen Taufe haben uns den HErrentag nähergebracht, und nun wird der Leuchter ausgelöscht und für den Abend zugerüstet. Die 1. Tagesstunde begrüßen wir mit dem biblischen Lob, mit der biblisch bezeugten Preisung der himmlischen Liturgie und mit dem Psalm, um anschließend in derselben Stunde unsere Bitten, Gebete, Fürbitte und Danksagung dem Weihrauch gleich darzubringen.

Die morgentliche Betrachtung soll uns sodann durch den ganzen Tag hindurch begleiten, damit wir nicht nur mit den Lippen, sondern auch mit dem ganzen Leben den bezeugen, von welchem wir die Kunde vernommen haben. Mit dem neutestamentlichen Loblied Zacharias wird wie sonst üblich in der Kirche der Morgendienst abgeschlossen, in welchem Gott gebenedeit wird, sowohl ob seiner Verheißungen, als auch wegen des Retters, in welchem uns das Licht des neuen Lebens aufleuchtete, damit wir den Propheten gleich mit Wort und Beispiel von seiner erneuten Ankunft Zeugnis geben.

4. Der Gebetsdienst

Die Verrichtung des Mittagsgebets, welches wir als den alltäglichen Gebetsdienst kennen, ist wochentags freigestellt und gilt traditionell als eine zusätzliche Gebetsversammlung. An den HErrentagen ist dieser Dienst hingegen traditionell geboten. Der theologische Hintergrund dieses besonderen Gottesdienstes ist die Begebenheit beim Prozeß vor dem Richterstuhl des Pontius Pilatus: „Als Jesus vor dem Statthalter stand, fragte ihn dieser: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Du sagst es.“ (Mt. 27, 11)

Die alttestamentliche Typologie oder der Schatten dieses Dienstes sind die Zusatzlämmer des Schabbats, das Licht jedoch ist der wahre Gott und wahrhaftige Mensch, welcher vor dem Statthalter seine Königswürde bestätigt. Sowohl Gott in seiner ganzen Fülle ist in den heiligen Schriften Israels und der Kirche als Erlöser bezeugt, als auch der auferstandene HErr in derselben Herrlichkeit als Retter erwiesen. Dies bezeugen wir mit dem doppelten Sündenbekenntnis und mit dem biblischen Ruf „Der Du über Cherubim thronst, erscheine!“ Auch gilt als Kantikum der urkirchliche Hymnus der Entäußerung (Kenosis) Jesu aus dem Philipperbrief im 2. Kapitel, wo der geistliche Sinn des HErrentagsdienstes zusammengefaßt ist – Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihre Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: „Jesus Christus ist der HErr“ - zur Ehre Gottes, des Vaters. Ob wir nun auch wochentags den Dienst mit „Heiliger Gott, erbarme Dich unser“ eröffnen, oder ab dem Mittag mit „Lamm Gottes, erbarme Dich unser“, immer bleibt die Grundlage dieser zusammengefassten Anbetungszeit dieselbe – der Lobpreis unseres Friedefürsten und Königs Jesu Christi.

Der priesterliche Dienst sonntags vormittags, in welchem die eucharistischen Gaben der Vorwoche entfernt werden, will uns darauf aufmerksam machen, dass das HErrenmahl zwar vor dem furchtbaren Leiden des Sohnes Gottes eingesetzt und wir dabei seiner Hingabe bis zum Tod gedenken, wir aber in der darauffolgenden Eucharistie am Vollendungsmahl der vollendeten Welt teilnehmen, geeint mit dem Lamm, das uns im Blut des eigenen Leibes die Himmel aufschloss. Die Anamnese dieser Eucharistie, also das Gesamtgedächtnis der ganzen Feier, welche einst ein Abendmahl war, erneuert uns im Glauben, ein Mittel der Vollendung und das eschatologische Sakrament greifbar zu haben, das Unterpfand unseres Gebets und unseres Lebens, nicht nur für die Zeit, sondern für die Ewigkeit.

5. Der Nachmittagsdienst

Im Dienst zur Todesstunde Jesu, welcher ab der neunten Tagesstunde als Gottesdienst des vorgeweihten Altarsakramentes der Eucharistie gepflegt wird, erinnert uns die liturgische Feier an den Lebensbaum im paradiesischen Garten Eden, dessen Frucht zur Unsterblichkeit nährt. Am Holz des Kreuzes hing die Leibesfrucht Mariens – Jesus, der sich selbst in der wahrhaftigen eucharistischen Gegenwart (Realpräsenz) als wahre Nahrung des ewigen Lebens hingibt. Im Wasser seiner Seite getauft und gewaschen im Blut der Eucharistie, erfahren wir die Hinleite zu einem gesegneten geistlichen Leben. Da einigt sich die Welt der Engel mit uns zum All des Lichtes, in welchem wir den Engeln gleich mit Gott und seiner Gegenwart verbunden werden, um der ewigen Anbetung näher zu kommen.

Die Psalmen dieses Dienstes sind die Wallfahrtslieder zum Tempel des HErrn, zum Haus des Gebets, wie der HErr Jesus den Tempel nennt, Gradualpsalmen oder die Lieder an den Stufen der Himmel.

6. Der Abenddienst

Christus ist unser Passahlamm. Er ist das Abendlamm unseres Heils kraft seiner vollkommenen Hingabe, was im Abendopfer betrachtet und im Sündenbekenntnis des Abenddienstes ausgelebt wird. Bei der Zusammenfassung der Gebetszeiten ersetzt der kürzere Nachmittagsdienst als die traditionelle Abendkommunion das sog. Brandopfer, – das Sündenbekenntnis und das Gebet der Hingebung im Abenddienst.

Selbst die Abendlesung wird noch vor der abendlichen Anzündung des Leuchters und dem Friedenssegen des Abendlichtes gelesen. Dieses geweihte und gesegnete Abendlicht vertreibt sodann die Schatten des Todes und des Grabes, wie das zuvor gelesene Licht des göttlichen Wortes, damit wir uns im eschatologischen Lobpreis unseres Heils erfreuen und ohne Furcht vor der Nacht, die uns umgibt, bestehen.

Der Abenddienst wird mit dem Nachtgebet fortgesetzt, wo das 4-fache Gebet gleich dem Abendweihrauch die Anliegen, Fürbitten und Danksagung im bittenden Geist vor Gottes Antlitz erhebt, denn der Tag der Rettung hat sich genaht und das Reich des Todes hat uns nicht besiegt. Die Gebetsanliegen begleiten uns in der Betrachtung der Verheißung Jesu, dass das Reich des Todes die Kirche niemals besiegen wird (Mt. 16, 18) – denn in Christo sind wir unsterblich geworden.

Auch wenn an uns der Geruch der Verweslichkeit noch haftet, stärkt uns das Versprechen unseres Gottes, dass wir zur Unsterblichkeit auch jene Verwandlung erfahren sollen, welche uns zur Gottesschau befähigt. Von dieser Heiligung legt die Abendbetrachtung Zeugnis ab, so daß wir mit dem Lobpreis der Gottesgebärerin den nächtlichen Abenddienst (die Nachvesper oder das Completorium) beschließen.

Übrigens – der Abenddienst an einfachen Wochentagen gilt als die letzte liturgische Ordnung des betreffenden Tages und nur vor Gedenk-, Fest- und HErrentagen als der erste Gottesdienst des nachfolgenden Tages.

7. Die Nachtwache

Vor den HErren- und Festtagen verrichten wir einen besonderen Gottesdienst – die Nachtwache. Wie die bisherige Zusammenfassung des allzeitlichen Gebets, so ist auch die Zusammenfassung des Abend- und Morgendienstes in der sogenannten ganznächtlichen Wache im byzantinischen Euchologion bemerkenswert beschrieben. Für die Vigilfeier, welche in diesem Euchologium als der Dienst der fünf Brote (Mt. 14) verstanden wird, wird am Altar ein Behältnis mit fünf Broten aufgestellt, ostwärts davor die brennenden Kerzen, westwärts ein Tellerchen mit Weizen, zur Rechten ein Gefäß mit Wein und zur Linken mit Öl. Hiermit soll zum Ausdruck gebracht werden, dass unser Gottesdienst auch der Verkündigung dient und eine geistliche Speisung ist. Immerhin sammelte man nach der Speisung der 5000 zwölf Körbe voll, was dem Sinnbild des ewigen Israels entspricht.

Statt einer solchen bildlichen Darstellung verrichten wir in der Nachtwache dasselbe geistlich. Der Weizen am Altar ist nach einem Gleichnis Jesu mit dem Wort Gottes zu vergleichen – wie das Himmelskorn in der Wüste, das man Manna nannte. Ohne Zubereitung war das Manna nicht genießbar und musste zur Speisung verarbeitet werden. Anschließend wurde es gekocht oder gebacken – im Bild der Nachtwache zu 5 Broten verarbeitet.

Wie der Weizen, um Frucht zu tragen, im Boden stirbt – welcher nach der Auslegung unseres HErrn der Erde, somit dem Menschen (dem Adam – dem Irdischen) entspricht –, so trägt das eingepflanzte Korn des göttlichen Wortes durch die Überwindung des Todes als vielfältige Frucht (pleroma – Fülle) die Geistesgaben, die zur Erbauung der anderen dienen. Aus dem Zeugnis unseres Lebens, welches der Frucht des Weinstocks und der Rebe entspricht, und kraft der priesterlichen Salbung des göttlichen Öls des Heiligen Geistes, ist das Brot der Vigil die Gabe der Amtsgnade in der Betrachtung des vierfachen Amtes, wo wir den Mitgläubigen auf der Glut der Liebe Christi im Geiste der Anbetung von Gott und seinem Wort eine geistliche Erbauung darreichen.

So dienen wir gleich den Cherubim, die mit dem Thron des Höchsten, den sie tragen, zu einer Einheit verschmelzen. Die Einheit der beiden Naturen Christi wird folglich in unserem Wachedienst erfahrbar, so dass der Nachtdienst uns zu einem himmlischen Dienst befähigt: – mit den Engeln zur Nachtzeit einen neuen und ewigen Tag seiner Gegenwart zu feiern, dessen wir gläubig harren. Dieser Dienst ist, obwohl er in der Nacht gefeiert wird, ein Dienst des Morgens nicht nur des nächsten vergänglichen, sondern auch jenes abendlosen Tages, wenn sich gemäß der Treue unseres himmlischen Vaters und Gottes alles erfüllen wird, was uns seine Güte verheißen hat.

 

 


Den apostolischen Beitrag

Der siebenfache Dienst der Anbetung Gottes

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