In der Epistel der Heiligen Eucharistie vom 11. Sonntag nach Pfingsten (1. Kor. 12, 1-11) begegnet uns eine tiefe Darstellung des Mysteriums unseres Glaubens – wie es der letzte Epistelvers zusammenfasst: „Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus.“
Dass die Kirche ein geheimnisvoller Leib Christi ist, bekennen und glauben alle rechtgläubige Christen. Diesen vollendungsfähigen Leib nennen sie: die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. In dem Bekenntnis zu dieser Gemeinschaft nennen auch wir uns kurz: katholisch-apostolisch. Dabei sind wir nicht allein – zahlenmäßig sind es die meisten Getauften, die sich so betrachten. Wir verstehen den Begriff „Katholisch-apostolische Kirche“ als den Ehrentitel eines vollendeten Geschlechts der Getauften – aller die heute mit uns glauben und leben, und aller, die vor uns nach der Weise Christi gewirkt und geliebt haben. Keine christliche Gemeinde, welche heute lebt und in Erscheinung tritt, kann den Ehrentitel der ganzen Kirche für sich allein beanspruchen, sie kann sich lediglich dazu bekennen. Denn wie Jesus „subsistieren“ wir nicht aus unserer Schwäche und Sterblichkeit, sondern aus der Kraft des Glaubens und eines ewigen Lebens – aus dem Heiligen Geist wirken und leben wir.
Deshalb führt der Apostel vor der Betrachtung der Charismen oder der Gaben des Heiligen Geistes den Kern des christlichen Glaubensbekenntnis aus: „Und keiner kann sagen: Jesus ist der HErr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.“ (1. Kor. 12, 3b). Auch im Morgendienst dieses HErrentages begegnet uns unser Glaubensbekenntnis selbst beim Propheten: „Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des HErrn, im hohen Namen Jahwes, seines Gottes.“ (Micha 5, 3a)
Wie einst Jesus seinem Jünger sagte: „Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?“ (Joh. 14, 9), bedeutet der Satz der Epistel dieses Tages „Jesus ist der HErr!“ nichts anderes, als zu sagen „Jesus Jahwe Sabaot!“ Da er in diesem allerheiligsten Namen wirkt, ist er der Vater und Urheber unseres Heils. Denn er wirkte nicht aus der Leibesfähigkeit, welche aus der Leibesfrucht einer reinen Jungfrau abstammte, sondern aus der Salbung desselben Leibes, aus dem Wesen Gottes. Darum nennen Ihn die Zeugen seiner Erscheinung Christus, das aus dem Griechischen übersetzt nichts anderes bedeutet als „der Gesalbte“. Er ist wahrhaft der Gottessohn, den die Himmel unmittelbar bezeugten: „Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“ (Mk. 9, 7c)
Die hl. Salbung, welche wir als das Siegel der Gabe des Heiligen Geistes bezeichnen, besiegelt unsere Taufe, nämlich unser Eintauchen in den HErrn Christus – in das zentrale Geheimnis des Lebens. Bereits in der Heiligen Taufe sind wir des Geistes teilhaftig geworden, der uns zu einem neuen Leben wiedergeboren hat, indem Jesus Christus unser Leben geworden ist. So sind wir zu Kindern Gottes geworden – ab dem Bekenntnis dieser Tatsache, welche wir als erkanntes Gut verstehen, wird die Siegelung unserer Taufgnade zum Stand der Versiegelten – wir stehen sodann bewusst auf jenem Platz im geheimnisvollen Leib Christi, wo wir mit dem, was Gottes ist, wirken. Die Geistesgabe ist erst dann wirksam und echt, wenn wir in derselben und in uns den Antrieb des Höchsten erleben, unseres Heiligen Vaters: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen HErrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.“ (1. Kor. 12, 4-6)
Erst im Verständnis unserer eigenen Gottessohnschaft werden wir fähig, sowohl die Gaben richtig zu verwenden als auch die Botschaft des Heiligen Evangelums zu verstehen. Die Frohbotschaft unseres Glaubens ist keine Ansammlung von toten Buchstaben, welche als ein geschriebenes Glaubensbekenntnis gelten sollten. Es ist eine Botschaft der Verkündigung – deshalb wird in der heiligen Eucharistie das Evangelium unseres HErrn Jesus Christus nicht gelesen, sondern verkündigt. Hierbei eint sich der Odem Gottes mit unserem Atemzug, so dass wir im Ausspruch des Wortes Gottes die Gegenwart unseres Erlösers erfahren, des Hauptes seines Leibes, des Oberhaupts der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche. Deshalb soll unser Geschlecht der Gottessöhne, der Getauften in Christo und der Gesiegelten im Geiste nicht der Vorwurf treffen: „O du ungläubige und unbelehrbare Generation! Wie lange muß ich noch bei euch sein und euch ertragen?“ (Lk. 9, 41), sondern der Ruf: „Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.“ (Mt. 25, 34)
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