Geistliches Leben
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Pfingstkreis


O HErr, dessen Schutz und Leitung denen nie mangelt, welche Du in der Festigkeit Deiner Furcht und Liebe erziehst; erhalte uns in Deiner beständigen Furcht, und in der Liebe Deines heiligen Namens; durch Jesum Christum, Deinen Sohn, unsern HErrn, der da lebt und herrscht mit Dir und dem Heiligen Geist, ein Gott, in Ewigkeit. Amen.



Gebet vom 3. Sonntag nach Pfingsten

Die Zeit nach Pfingsten

Es wirkt so, als würde die Zeit nach Pfingsten ab dem Dreifaltigkeitssonntag in den Jahreskreis hineingeschoben, um die Lücke zwischen den Festzeiten zu überbrücken. Dass dieselbe nicht eine Lücke darstellt, verraten uns die göttlichen Lesungen. Während wir in der ganzen Zeit ab Pfingsten bis zum kirchlichen Neujahr, dem Advent, abends in der Anbetung die Evangelien lesen und betrachten, scheint dieselbe Zeitspanne im Morgendienst zweigeteilt zu sein: in der ersten Hälfte der Zeit nach Pfingsten lesen wir, wie einst der HErr Jesus in den Synagogen der Juden, die Zeugnisse der Propheten.

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Gepriesen sei der dreieinige Gott...

Gott stellte sich Abram mit den Worten „Ich (bin)...der dich aus Ur in Chaldäa herausgeführt hat“ (Gen. 15, 7) vor, anders als zuvor im gleichem Buch der Entstehung (Genesis), als es bei der Gestaltung des Menschen heißt – „lasst uns“ (Gen. 1, 26). Als der Schöpfer begegnet uns Gott in einem Wir, wie in der Ankündigung seiner Wiederkunft – „Wir werden kommen!“ (Joh. 14, 23). Als Erlöser, dem wir nachfolgen, begegnet er uns jedoch immer mit Ich. Mit diesem Eindruck von Gott, der sich selbst geoffenbart hat, beginnen wir die älteste Zeit des Kirchenjahres – die Zeit nach Pfingsten.

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Des Einen Geistes Kinder

Gott als Vater erfahren wir in der Gabe des Heiligen Geistes – versetzt in das Geheimnis der Kirche, des einen Leibes Christi, werden wir dem Sohn der Herrlichkeit nachgestaltet, dem Auferstandenen, um mit Ihm unauflöslich verbunden, mit unserem Haupt Jesus, der Vollendung entgegen zu schreiten. Aus seiner Fülle haben wir empfangen, die Gaben des Höchsten und die Liebe des Dreieinigen, unseres Gottes.

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Gott – Gastgeber und Bräutigam

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Die Verkündigung des hl. Evangeliums am Sonntags stellt für uns nicht nur das Thema unserer Betrachtungen am HErrentag dar – vielmehr thematisiert sie die Botschaft des Glaubens für die ganze Woche nach dem 3. Sonntag nach Pfingsten. Gerade heute erleben wir es, wie wenig Interesse für das Fest der Vollendung unseres Glaubens vorhanden ist.

Den meisten Mitchristen ist es wichtig, den Tod zu thematisieren, so dass sie am liebsten von einem Leben nach dem Tod sprechen, leblos, ohne Leib – in einem Seelenparadies in der Ewigkeit. Diese „Grabkultur“ fasst womöglich auch der Evangelist zusammen: Ich habe einen Acker gekauft und muß jetzt gehen und ihn besichtigen. Bitte, entschuldige mich! (Lk. 14, 18b) Im Bild des Ackers haben wir gewiss das Sterben vor Augen – das Saatgut stirbt, und aus dessen Zersetzung entsteht die neue Pflanze, das Leben aus dem Tod, wie Christus im Tod den Tod besiegte und uns die Ewigkeit schenkte, das neue Leben aus seinem Tod. Im Acker soll zwar jeder Leib wieder zum Ackerboden werden, von welchem derselbe auch entstand, aber nicht einfach um zu verrotten, sondern um in der Neuschöpfung wieder zu entstehen, ja, um in der Auferstehung für den Tod, für Schmerz und Krankheit unfähig zu werden. Die Gottesschau ist kein geistliches Ereignis, das uns zur Todesstunde beschert werden soll – sie ist ein leibhaftiges Ereignis, die Begegnung des unsterblichen Menschen mit dem Unsterblichen, dem Gott und Vater unseres Seins. Deshalb bekennen wir nicht, dass wir an das Paradies glauben, sondern an die Auferstehung des Leibes und an das ewige Leben, bzw. an die neue und vollendete Welt.

Viele Mitchristen sind beschäftigt mit ihren eigenen Vorstellungen Gottes oder ihres Glaubens. So wird der Glaube zum Lasttier, welches alles trägt, aber nur soweit, wie es die Menschenkraft erträgt. Danach entsteht eine Ideologie, die Selbstgefälligkeit, welche der eigentlichen Botschaft über Gott widerspricht. Denn wir sollen uns nicht nach Leiden und Mühsal sehnen, um die Kraft zu testen – „wie viel ertragen wir“. Diese Kraftkultur überzeugt selbst die Agnostiker und Ungläubigen nicht – sie kann sogar vom Festtag trennen, wie wir beim Lukas (14, 19) weiter vernehmen: Ich habe fünf Ochsengespanne gekauft und bin auf dem Weg, sie mir genauer anzusehen. Bitte, entschuldige mich! Hinter dem Bild des Ochsen verbirgt sich etwas anderes als die protzige Pracht eines Gespanns: alttestamentlich ist es das bedeutendste Opfertier – der wichtigste Weg zu Gott. Im selben Bild betrachten wir auch das Opfer Jesu, der bis in den Tod nur seiner Sendung treu war, der Liebe zu seinem Vater und zu jenen, für welche er der Weg, das Leben und die Wahrheit sein wollte.

Weiter betrachten wir die Selbstverliebtheit mancher Mitchristen, deren eigene Hoffnung und eigener Glaube nicht die Einheit der Erlösten bilden. Nur sich selbst und seinesgleichen zu lieben ist einer Hochzeit gleich, welche die Hochzeit des Lammes nicht mehr kennt. Denn das Lamm unseres Heils ist unser Weinstock, an welchem wir die Rebe sind. Gott, unser Heiliger Vater ist jedoch der Winzer, welcher jene Rebe abschneidet, die keine Frucht bringt (vgl. Joh. 15, 1f ). Diese Kultur beschreibt die Frohbotschaft mit den Worten: Ich habe geheiratet und kann deshalb nicht kommen.

Somit werden für das Hochzeitsmahl andere eingeholt, welche die Auferstehung und die Himmelfahrt des Menschensohnes bekennen, das Opfermahl oder das Schlachtopfer der Eucharistie in der Erwartung des himmlischen Hochzeitsmahls empfangen und mit dem Lamm für andere leben, sie lieben und Gott als den Vater bekennen – der sie reinigt, damit sie, wie es Johannes wiedergibt, mehr Frucht bringen. So werden die Nicht-Würdigen gesammelt: die Armen und die Krüppel – die von den Anhängern unnützer Kirchenbräuche als verstümmelt betrachtet werden; die Blinden und die Lahmen – die in der Lehre der Glaubensphilosophen Ungebildeten, ebenso die an den Landstraßen und außerhalb der Stadt Lebenden – die ehemals Fernen und Verstoßenen. Nicht wir machen uns selbst würdig für Gott – sondern Gott würdigt uns mit seiner Liebe und Güte, wie ein Vater zu seinen Kindern steht.

Ganz gewiss, das Evangelium für die erwähnte Woche kann auch anders und sicherlich besser ausgelegt werden als ich es hier tat. Doch die Betrachtungen der Propheten zu dieser Kirchenzeit werden nur dann unserem Glauben und Leben nützlich sein, wenn wir uns an der Liebe Gottes und seines Sohnes ausrichten, am Sinn und Verständnis des göttlichen Wortes – am Heilsratschluss unseres Gottes.

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