Geistliches Leben
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Pfingstkreis


O HErr, wir bitten Dich, verleihe uns in Deinem Geist, allezeit das, was gerecht ist, zu denken, und dasselbe zu tun; damit wir, die wir ohne Dich nicht sein können, nach Deinem Wohlgefallen zu leben vermögen; durch Jesum Christum, Deinen Sohn, unsern HErrn, der da lebt und herrscht mit Dir, in der Einheit des Heiligen Geistes, ein Gott, in Ewigkeit. Amen.



Gebet vom 10. Sonntag nach Pfingsten

Der Geist und das Fleisch

Von den Kindern Gottes, die aus allen Völkern abstammen, reden wir, wenn wir den Ruf für den 9. Sonntag nach Pfingsten verkündigen: „Ihr Völker alle, klatscht in die Hände, jauchzt Gott zu mit lautem Jubel.“ (Ps. 47, 2) Denn nicht Ferne und Fremde sollen Gott preisen, sondern die Seinen, welche zu Ihm sagen AwinuVater unser!

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Jerusalem, preise den HErrn!

Ab dem 8. Sonntag nach Pfingsten werden wir die geheime Offenbarung (Apokalypse) Ezechiels lesen – die Vorschau unserer Vollendung in der Gestalt des Tempels. Auch wenn die Vision einen 3. Tempel darstellen mag, ist die Tempelschau eine Betrachtung der Getauften, der lebenden Steine des göttlichen Hauses – der geistlichen und ewigen Stadt Gottes. Derselben rufen wir an diesem HErrentag zu: „Jerusalem, preise den HErrn!“ (Ps. 147, 12)

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Zur Gerechtigkeit erlöst im Blut Jesu

Mit dem Ruf: „Erhöre meine Stimme, HErr, wenn ich zu Dir rufe und erbarme Dich.“ (aus Ps. 4, 2) berühren wir den prophetischen Sinn der Liturgie. Zu beten und Gottesdienst zu feiern, bedeutet das Unterpfand unserer Annahme in Gott. Jene, die Gott anbeten und verehren, feiern die Sakramente und beten, um angenommen zu werden – da entsteht sowohl die Erfahrung des Erbarmens und der Barmherzigkeit als auch unser Leben und unsere Erhörung.

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Vollendung und Gerechtigkeit

Die 6. Woche nach Pfingsten betreten wir mit dem Ruf: „Vor den Engeln will ich Dich, HErr, lobpreisen!“ (Ps. 138, 1b) Gewiss ist dies ein Vollendungsspruch – das Wort, welches unsre Absicht und Erwartung zusammenfasst. Nicht nach einem Paradies sehnen wir uns, sondern danach, Gott zu schauen immer und ewig.

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Verzicht und die Gerechtigkeit

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Am 10. Sonntag nach Pfingsten wird mit der morgendlichen göttlichen Lesung unsere Betrachtung auf die Zeit des Verzichts und des Fastens hingelenkt; denn im Morgendienst lesen wir: „Auf dem Zion stoßt in das Horn, ordnet ein heiliges Fasten an, ruft einen Gottesdienst aus! Versammelt das Volk, heiligt die Gemeinde! Versammelt die Alten, holt die Kinder zusammen, auch die Säuglinge! Der Bräutigam verlasse seine Kammer und die Braut ihr Gemach.“ (Joel 2, 15f )

Trotzdem ist für uns dieser HErrentag kein besonderer Bußtag. Auch das Gebet dieses Tages, welches die Grundausrichtung unserer Gedanken in der darauffolgenden Woche vorgeben möchte, enthält keine Gedanken der Buße oder des Verzichts: „O HErr, wir bitten Dich, verleihe uns in Deinem Geist, allezeit das, was gerecht ist, zu denken, und dasselbe zu tun; damit wir, die wir ohne Dich nicht sein können, nach Deinem Wohlgefallen zu leben vermögen.

Und doch ist die Gerechtigkeit das Thema für den Tag und die Woche. Irgendwie hallt in uns noch das Wort Jesu vom 7. Sonntag nach Pfingsten nach: „Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“ (Mt. 5, 20 )

Ebenso knüpft die Lesung im HErrentagsdienst vor der Feier der Hl. Eucharistie am eschatologischen bzw. apokalyptischen Begriff des Himmelreichs an: „Und es wird geschehen: Wer den Namen des HErrn anruft, wird gerettet. Denn auf dem Berg Zion und in Jerusalem gibt es Rettung, wie der HErr gesagt hat, und wen der HErr ruft, der wird entrinnen.“ (Joel 3, 5 ) In der Feier der Hl. Eucharistie wird sodann dem Evangelium ein spannendes Wort des Apostels vorangestellt, das in sich eine Mahnung enthält: „Wer also zu stehen meint, der gebe acht, daß er nicht fällt.“ (1. Kor. 10, 1-13 )

Offenbar stellt uns die Frohbotschaft für den Tag und die Woche vor einige schwierige Fragen. Denn wir lesen die Perikope aus dem Hl. Evangelium nach Lukas 16, 1 - 9, in welcher Jesus die Klugheit eines unehrlichen Verwalters lobt. Der Genannte soll nämlich aus dem Dienst seines Herrn entlassen werden: „Mein Herr entzieht mir die Verwaltung. Was soll ich jetzt tun? ... Und er ließ die Schuldner seines Herrn, einen nach dem andern, zu sich kommen.“ Und er entließ einigen Schuldnern seines HErrn einen Teil ihrer Schuld, damit ihn „die Leute in ihre Häuser aufnehmen.“ Und die Verkündigung des Wortes Christi wird durch den Satz abgeschlossen: „Ich sage euch: Macht euch Freunde mit Hilfe des ungerechten Mammons, damit ihr in die ewigen Wohnungen aufgenommen werdet, wenn es zu Ende geht.

Beim unehrlichen Verwalter betrachten wir kein kirchliches Amt, folglich in dessen Arbeitgeber auch nicht Gott. Ebenso ist nach unserem Verständnis die Unterschlagung des Guts durch die veränderten Schuldscheine keine gute Tat. Wenn wir von der Sündenvergebung sprechen oder von dem Schuldenerlass, dann niemals zu einem Teil – entweder ganz oder gar nicht. Die Erwähnung des ungerechten Mammons deutet somit etwas Materielles an, etwas Vergängliches, und zeichnet uns den Herrn dieses Verwalters sehr irdisch. Offenbar befürchtet der unehrliche Verwalter für seine Taten keine Anklage oder Strafe. Auch unser HErr erwähnt es mit keinem Wort. Weil Gott die Fülle der Gerechtigkeit ist und keine Teilschuld zu vergeben pflegt, betrachten wir uns in der Gestalt der Herrschaft dieses Verwalters.

Bis unsere Leibeserlösung offenbar geworden ist, leben wir in einer Welt, welche von unterschiedlichen Interessen ordentlich zerrissen wird. Vieles Weltliche in unserer Umwelt ist auch uns nützlich – auch nehmen wir viele Dienste von Händlern, Fachkräften und Herstellern in Anspruch. Dafür geben wir gutes Geld aus, von welchem dann wiederum alle von uns „beanspruchte“ Menschen leben. Wenn diese von uns in Anspruch genommenen Menschen uns betrügen, haben wir doch die Pflicht unser Recht einzufordern, um den Schaden zu beheben. Davon spricht der HErr in dem Evangelium nicht.

Es geht jedoch um einen anderen Verzicht! Manche Mitmenschen haben uns enttäuscht oder materiell geschädigt, so dass wir mit ihnen jede Verbindung brechen und wir nicht mehr Freunde sind. Mancher von ihnen mag aber doch an der Freundschaft zu uns hängen. Und wenn eine solche Person unser Schuldner ist, ob materiell oder geistig, fordert uns der HErr, durch einen teilweisen Schuldenerlass die Freundschaft anzukurbeln. Dadurch erscheinen wir vor den Augen Gottes in „weit größerer Gerechtigkeit, als in jener der Schriftgelehrten und der Pharisäer.“ Mit einem solchen Verzicht nahen wir uns augenscheinlich den Gedanken der Zeit der Buße und des Fastens, und doch handelt es sich bei diesem Verzicht nicht um eine Buße oder Wiedergutmachung, sondern um einen Verzicht, mit welchem wir Freunde aus unseren ehemaligen Feinden gewinnen können – wenn auch wir nachvollziehbar und materiell die Hoffnung wecken, welche über den Tod hinausgeht, und wir auch dafür zur Vollendung unseres Glaubens und Lebens von Gott ausgerufen werden, um die Herrlichkeit der Himmel und unseren Gott so zu sehen, wie er ist.

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