Ein bisschen besser zu sein als andere, oder stärker und vollkommener – das wär schon was und irgendwie mag jeder von uns originell sein. Und es ist gut so! Denn ein jeder von uns ist eine eigene Welt für sich, voll von Vorstellungen und Werten. Und doch sind wir in dieser einen Welt viele unterschiedlich begabte Menschen, welche ihre Hand nach einem Sinn des Lebens ausstrecken. Aus dem eigenen Innern sprudelt heraus, was jeder in sich trägt, vor allem an Sehnsucht und Erwartung. So mag für einige ihr Hobby zum Lebenssinn gehören, für andere ihre Unternehmen und Arbeit usw. Auch die Beteiligung an Äußerlichkeiten leitet uns an, eine Stelle in unserer Umwelt zu finden, nicht immer eine untergeordnete, sondern auch mal eine leitende. Von all diesen Werten entsteht auch die Vorstellung über Gott.
Gott betrachten viele als eine Allmacht, welche für alles, was in dieser Welt geschieht, zur Verantwortung gezogen werden soll. Ja Gottes Wesen wird zunächst als eine Herrschermacht betrachtet, als die verantwortliche Obrigkeit des ganzen Alls.
Auch wir als Christen zweifeln nicht an der Macht Gottes. Indem wir ihn als lieben, heiligen Vater anrufen, bringen wir ein anderes Verständnis zum Ausdruck. An Kindern kann man oft den Vater oder die Mutter erkennen. So auch an uns, die wir uns im Herzen zur Kirche und zu Gott wie zu unserer Mutter und zu unserem Vater hingezogen fühlen, um wie sie zu handeln und zu sein. Statt zu herrschen und irgendjemanden zu beherrschen, möchten wir als Erstlinge allen dienen und uns im Dienst bewähren.
Damit kann auch unser HErr Jesus Christus als ein demütiger und mitleidender König erkannt und verstanden werden, auch dann, wenn er, wie im Evangelium des 17. Sonntags nach Pfingsten, als der HErr über das Leben und den Tod verkündigt wird: „Als er in die Nähe des Stadttors kam, trug man gerade einen Toten heraus. Es war der einzige Sohn seiner Mutter, einer Witwe. Und viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr die Frau sah, hatte er Mitleid mit ihr und sagte zu ihr: Weine nicht! Dann ging er zu der Bahre hin und faßte sie an. Die Träger blieben stehen, und er sagte: Ich befehle dir, junger Mann: Steh auf! Da richtete sich der Tote auf und begann zu sprechen.“ (Lk. 7, 12-15)
Was wir an Christus sehen und verstehen, erkennen wir auch an unserem Vater, dem Gott der Herrlichkeit. Er ist barmherzig, weil er jenes Mitleid kennt, welches er, so wie in seinen Sohn, auch in uns gepflanzt hat. Im Herzen tragen wir alle Menschen diese Anlage des Guten. Gut können wir sein und jene Werke vollbringen, mit welchen der Himmel in unserer Mitte offenbart werden kann. Diese Erfahrung einer guten Herrschaft bezeichnet das Wort des Evangeliums als Himmelreich. Das Himmelreich ist tatsächlich dort, wo die echte Herrschaft der Gottesmacht erkannt werden kann, nämlich das Leben.
Unser Leben hat doch viele Facetten – wie die Freude nach der Trauer oder die Kraft nach der Krankheit. Und den wahren Starken erkennen wir erst dann, wenn wir begreifen, wie derselbe in der Schwäche sich stark erwies, als er, unser HErr und König, in Leid und Pein bat: „Verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Und wie an jedem HErrentag feiern wir nach der Erfahrung des sterblichen Wesens die Auferstehung Christi, weil uns die Überzeugung nährt, das zu erfahren, was ihm zuteil wurde – das ewige Leben. Deshalb eröffnen wir diese Woche mit dem Ruf aus dem 86. Psalm: „Neige Dein Ohr mir zu, erhöre mich, HErr. Hilf Deinem Volk, das Dir vertraut und sei gnädig.“
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