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Effata! Öffne dich!

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Die Tatsache, dass wir atmen, uns bewegen und denken, besagt nicht, dass wir leben. Leben bedeutet eigentlich, dass wir bei jedem Atemzug den göttlichen Odem atmen, den Weg beschreiten, welcher Jesus Christus ist, und in der Betrachtung verstehen, was der Wille Gottes, unseres Vaters ist. Wie die Luftaufnahme und -abgabe unserer Lunge, mitsamt unseren Schritten in Raum und Zeit, sowie die Überlegungen in Gedanken mitsamt deren Umsetzung in Worten und Werken uns auf diese dreifache Weise überzeugt, dass wir sind, so sind die Drei in Einem, Gott Vater, Sohn und der Heilige Geist, im Tempel unseres Herzens gegenwärtig, damit wir die echten Herzschläge eines wahrhaftigen geistlichen Lebens erfahren.

Ruach (hebr. für Odem oder Geist ), der Heilige Hauch der Einheit in Gott, in welchem Vater und Sohn mit demselben ein Gott sind, unteilbar und wirklich, überzeugt uns, dass auch wir Gott vernehmen und verstehen. Jesus bezeugte sich selber als „der Weg, die Wahrheit und das Leben“, und offenbarte als Gott und Mensch die Einheit, welche auch wir erfahren können. Als wir im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft wurden, sind wir in die Sohnschaft Christi adoptiert und als himmlische Staatsbürger im Reich Gottes aufgenommen worden. Gleich den Adoptierten im Säuglingsalter mussten wir im geistlichen Leben wachsen, bis sich unsere Ohren und Münder öffneten, wie im Wort des Evangeliums für den 13. Sonntag nach Pfingsten beim dem Taubstummen. Obwohl wir in der Taufe zwar wiedergeboren wurden, konnten wir so lange die Verkündigung des Glaubens nicht wahrnehmen und bezeugen, bis wir unseren Erlöser Jesus Christus als unseren Weg und als unser Leben erkannt haben. Eine solche Erkenntnis ergibt sich erst dann, wenn uns Gott in seinem Geist begegnet. Diese Begegnung geschieht nicht äußerlich, sondern innerlich, denn bei der Taufe wurde der Geist ausgegossen in unsre Herzen.

Wenn man leise ist, so leise, bis die eigenen Herzschläge ohrenbetäubend laut werden – so wird das Erwachen für unseren Glauben sein, wenn wir Gott im Tempel unseres Herzens erkennen. Es ist ein „Effata“ – wenn der Heilige Geist, den Johannes in seiner Offenbarung das Zeugnis Jesu nennt, uns die Liebe Christi schenkt, die Erfahrung derselben dem Nächsten gegenüber. Das ist die Begegnung, in welcher uns der Heiland als Finger Gottes die Ohren öffnet und mit der Feuchtigkeit, dem Wasser des Lebens, die Zunge löst. „Effata! Öffne dich!“ leitet sodann zu jenem Aufbruch, wo wir unseren Weg in Christo beschreiten, durch denselben Gott als Vater der Wahrheit erkennen und aus dem Geist und von Herzen zur Ehre des einigen Gottes leben.

Gott zu begegnen, ist ein besonderes Ereignis im Leben eines jeden Gläubigen, heilig und beeindruckend – biblisch nennt man dies: „die erste Liebe“. Wir erinnern uns gerne an unsere erste Liebe in unserem persönlichen Leben, manche auch an die Umkehr des Glaubens, und der HErr will, dass unsere erste Liebe im Glauben ebenso geheim bleibe, wie wir ungern die Geheimnisse der allerersten Verliebtheit preisgeben. „Jesus verbot ihnen, jemand davon zu erzählen“, seinen Jüngern und allen, welche zugegen waren, nicht um das Werk Gottes zu verbergen, sondern das Geheimnis des Befreiten zu wahren.

Unser Glaube ist wirklich ein Geheimnis, welches nur unter den im Geist Lebenden ansprechbar ist. Denn nur sie erfassen die Heiligkeit unseres Vaters, welche auch uns in demselben, wie auch unseren Glauben heilig macht. Für geistlich noch nicht erwachte Mitmenschen, deren Herzen, Ohren und Lippen noch im Schlaf sind, ist eher unsere Liebe und Freundlichkeit ein Ausdruck dessen, dass wir gläubig sind. Wo nämlich Liebe und Freundlichkeit sind, dort ist Gott, so dass wir in Wort und Werk auch selber zu Zeugen werden können, wenn es geschieht: „Effata! Öffne dich!

Auf der anderen Seite ist es nicht verboten, von der Erfahrung mit Gott und den Nächsten zu sprechen – auch das Wort Gottes verkündigen wir vor den Großen und den Kleinen, sowohl durch das Reden als auch hier durch das Schreiben, wie auch unser Sonntagsevangelium (Mk. 7, 36b-37 ) endet: „Doch je mehr er es ihnen verbot, desto mehr machten sie es bekannt. Außer sich vor Staunen sagten sie: Er hat alles gut gemacht; er macht, daß die Tauben hören und die Stummen sprechen.

 

 

 

 

 

Gebet vom 13. Sonntag nach Pfingsten


Allmächtiger, ewiger Gott, der Du in dem Überfluß Deiner Gnade den Flehenden mehr gibst, als sie verdienen oder begehren; ergieße über uns Deine Barmherzigkeit; vergib uns, was unser Gewissen ängstigt und schenke uns, was wir nicht wert sind zu erflehen, außer, durch Jesum Christum, Deinen Sohn, unsern HErrn, der da lebt und herrscht mit Dir, in der Einheit des Heiligen Geistes, ein Gott, in Ewigkeit. Amen.

 

 

 

 

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