Unser Glaube an Gott, den Dreieinigen, entstammt nicht aus theologischen Fest- oder Überlegungen. Vielmehr ist der Glaube der Christen eine Folge des Bundes, in welchen wir getreten sind. Dabei gründen sich die beiden Bündnisse, der Alte wie der Neue Bund, in dem Bund Abrahams. Die Erscheinung der drei Engel und die Verheißung leiteten Abraham an, das Bundesopfer vor Gottes Augen zu legen, die halbierten Opfertiere, wobei die Hälften nebeneinander lagen. Jene Opfer sollen keineswegs als Enthaltung von Speise oder als Speise für Gott verstanden werden. Vielmehr deuten sie eine Einheit an, nämlich die Einheit der Verbündeten mit Gott. Das Sterbliche bei jenem Brandopfer deutet dabei auf die sterblichen Verbündeten des Neuen und Alten Bundes, die vor Gott zu ihrer Annahme dargestellt wurden. Die Verheißung an sich galt nur dem Einen, dem HErrn, der als das Lamm Gottes das ewige Leben und die Versöhnung brachte, vornehmlich die Sühne für die Lieblosigkeit unter den Menschen.
Aus dem Bund Abrahams folgten die beiden Bündnisse, der Bund mit dem Volk der Hebräer und der Neue Bund mit den in der Heiligen Taufe in das Ewige Israel Adoptierten. So ist die Kirche als Braut des vollendeten Adams die neue Eva, nämlich die Mutter eines Neuen Geschlechts der Vollendeten im HErrn Jesus Christus.
Die Lesung aus der ältesten Epistel St. Paulus leitet uns an, aus der Vollendung zu wirken, wortwörtlich aus dem Geist: „Wenn ihr euch aber vom Geist führen laßt, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz.“ (Gal. 5, 18) Das Gesetz des Alten Bundes war ein Mittel der Einheit von Gott und seinem Volk, obwohl es göttliche Absicht war, in Liebe mit seinem Volk verbunden zu sein. Die beiden Liebesgebote, die Gottes- und die Nächstenliebe, sind alttestamentlich und werden bei den Juden regelmäßig im sogenannten Schma [=Höre] Israel als Erinnerung rezitiert. Im Neuen Bund gelten die beiden Liebesgebote weiterhin. Da aber der eigentliche Gesetzgeber, nämlich der Geist Gottes, bei unserer Taufe in unsere Herzen ausgegossen wurde, sind wir im geistlichen Leben befähigt, den Sinn des Gesetzgebers zu verstehen. Nicht durch Überlegungen, sondern durch das geistliche Leben. Im Geiste zu leben, heißt also aus dem Bündnis, in welches wir durch die Taufe gekommen sind, nicht nur zu leben, sondern auch zu handeln, sei es durch unsere Gebete, sei es im Umgang mit unseren Mitmenschen.
Eine Folge dieses Bundes ist, dass wir aus der Erfahrung eines praktizierten Glaubens fähig werden, ein erhörbares Gebet zu erkennen und auszusprechen. Nicht nur die Liturgie der Kirche, auch unser Alltag kennt den Segen für unser Leben – so wenn wir beten: morgens beim Aufstehen, vor unseren Mahlzeiten, vor unseren Werken, und wenn wir uns zur Erholung oder abends zum Schlaf hinlegen. Manchmal mangelt es auch bei uns an Erkenntnis, was uns die kirchliche und die häusliche Andacht denn bringt, wie bei den 10 geheilten Aussätzigen, von welchen das Evangelium des 15. HErrentags nach Pfingsten berichtet: „Da sagte Jesus: Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun? Ist denn keiner umgekehrt, um Gott zu ehren, außer diesem Fremden?“ (Lk. 17, 17f ) Für die neun war es selbstverständlich, dass sie der Gesandte Gottes heilt. Der geheilte Fremde aus Samarien zeigte sich mit den anderen vor den Priestern. Die Zehn waren unterwegs beim Gang zum Tempel von ihrem Aussatz rein geworden – aber nur der Fremdling kam zurück, um Jesu zu danken. Sich den Priestern zu zeigen, um als geheilt zu gelten, war die gesetzliche Pflicht des Alten Bundes, hingegen dem Gottessohn für die Heilung zu danken, war ein geistliches Anliegen des geheilten Samariters.
Dass wir überhaupt vor Gottes Gegenwart treten und irgendeinen Segen erbeten können, ist ein göttliches Geschenk und ein Gnadenwerk des Heiligen Geistes – beides mit der Heilung der 10 Aussätzigen vergleichbar, für welche wir Dankbarkeit zeigen sollten, auch wenn uns kein besonderes Bedürfnis am Herzen liegt. Wenn wir Gott jedoch einmal um einen besonderen Segen ersuchen möchten, wird uns die Erfahrung unseres Gottesdienstes und unseres Dankes hilfreich sein, mit dem richtigem Wort das wirklich Richtige von Gott, unserem Vater zu erbeten und zu empfangen.
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