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Wiederkunft Jesu – der Glaube der Christen

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Gerne sprechen wir Christen alle das HErrengebet. Daselbst nennen wir Gott „unser Vater“, seinen Namen heiligen wir, ohne ihn aus Ehrfurcht zu erwähnen, und bitten: „Dein Reich komme.“ Liegt für uns das Reich Gottes des Vaters in einer, wo möglich, noch fernen Zukunft?

An unzähligen Zitaten der Worte Jesu kann man wahrnehmen – das Reich der Himmel ist nahe (Mt. 3,2; 4, 17; 10, 7; Mk. 1, 15; Lk. 10, 9ff; 21, 31 u.v.m.), und doch begegnet uns die Aussage: „Man kann auch nicht sagen: Seht, hier ist es!, oder: Dort ist es! Denn: Das Reich Gottes ist (schon) mitten unter euch.“ (Lk. 17, 12) – „Wenn ich aber die Dämonen durch den Geist Gottes austreibe, dann ist das Reich Gottes schon zu euch gekommen“ (Mt. 12, 28). Kann man daraus folgern, dass das Reich Gottes zu unserer gegenwärtigen Stunde nur unsichtbar sei, rein geistlich?

Ich könnte nun eine ganze Menge fragen stellen, aber – wo ist nun die Antwort? Es wäre ganz einfach zu sagen, das Reich ist dort, wo die Gegenwart des HErrn verkündet wird. Es ist das Heilige, welches sich gänzlich vom Nicht-Heiligen, d. h. vom Profanen oder Weltlichen unterscheidet. Die Uneinigkeit in den Trennungen unter uns Christen nach Konfessionen, Traditionen, Jurisdiktionen und den kirchlichen Rechtsfestlegungen und theologischen Auslegungen zeigen zumindest an, dass in unserem Kirchentum kein klarer Ort des Heiligen und Nicht-Profanen auszumachen ist. In manchen Räumen unsrer kirchlichen Anbetung wird das Allerheiligste aufbewahrt, das Sakrament der sichtbaren Gegenwart unseres Erlösers. Damit ist keinesfalls gemeint, dass unsere Kapellen und Kirchgebäude zu sichtbaren Orten des Himmelreichs geworden sind. Erst dann, wenn wir das Leben aus unserer Umwelt vor Gottes Antlitz bringen, wenn wir danken für alles Erbauliche und Gute, auch für das Heil unserer Seelen anhand unserer alltäglichen Erfahrung der Gottesbegegnung, und nur dann, wenn wir noch dazu die Nöte, Armut, Krankheit, Hunger und Durst, ob leiblich oder geistlich, zugleich kniend vor das liebende Herz unseres himmlischen Vaters bringen, erleben wir die Wirklichkeit der sakramentalen Gegenwart unter uns.

Das Heilige des Reiches der Himmel ist ein sichtbares Ereignis in unserem Leben. Es ist greifbar in jenen Ereignissen, wenn jemand geheilt, getröstet und ermutigt wurde – und wir es erleben durften. Wir können es anfassen, wenn wir jemanden lieben, oder wenn uns jemand aus Zuneigung an den Schultern klopft. Dies ließe sich endlos weiter reihen – kann jedoch im Selbstbetrug enden. Lieben wir jene, die uns hassen? Beten wir für jene, die uns fremdartig und abstoßend sind? Nicht ob der Guten kam er, unser HErr, sondern ob der Aussätzigen, Verstoßenen und der Sündigen, ob der Kleinen, Armen und an allerlei Unrecht leidenden. Das Reich Gottes wird nicht dort wahrgenommen, wo das biblische Strafrecht verkündet wird, sondern eben dort, wo Gnade und Barmherzigkeit, wo Frieden und Freude sind – gerade dort, wo wir die Minderheiten von den Mehrheiten nicht trennen, sondern einigen im Geheimnis Gottes, des Vaters aller Menschen. Und wenn wir dieses in unsere Gebetshäuser mit aller Konsequenz bringen, verwandelt Gottes Geist dieselben zu Gotteshäusern, nämlich zu jenen Orten, welche in dieser Welt bereits heute das Heilige sind, das Himmelreich in unserer Mitte!

Unser Advent bringt die Eschatologie unseres Glaubens zum Ausdruck, wenn wir die Erscheinung und Wiederkunft Christi verkündigen, von Jesus aus Nazaret, von einem demütigen König, welcher in das Nicht-Heilige oder Weltliche Gnade und Frieden bringt, jene Gerechtigkeit, nach welcher wir uns vom Herzen sehnen. Wie wir im Heiligen von Gott erkannt worden sind, möchten wir auch Gott erkennen, der sich im Antlitz Jesu im Voraus erkennen lies – und auch heute im Heiligen Geist. Die Lichter der langen winterlichen Nächte in unseren Breitengraden drücken unsere Sehnsucht nach einem neuen, warmen Tag aus. Auch dort, wo die kurzen Nächte in die heißen Tage führen – so hoffen die Christen in Nord und Süd, dass uns der Tag verheißen worden ist, an welchem die sichtbare Gegenwart Gottes, wie ein erfrischender Schatten in der Tageshitze, oder die Wärme der Sonne der Gerechtigkeit überzeugen wird: – Siehe, das Reich ist da!!!

07. 12. 2013

 

 

Allumfassender Gott, Geist des Lebens und der Wahrheit, in allen heiligen Schriften zeigt uns Deine Weisheit den rechten Weg. Laß nicht zu, daß uns die irdische Erkenntnis hindert, sondern die himmlische Weisung lehrt, Christum in heiliger Scheu und Ehrfurcht zu empfangen, der mit dem Vater in Dir ein Gott ist, hochgelobt in Ewigkeit. Amen.

 

Gebet vom 2. Advent

 

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